16. September – 7. April 2023
Als einer der wichtigsten deutschen Künstler der Nachkriegsgeneration hat Heinz Mack das Verhältnis von Kunst und Technik neu geprägt. Die Ausstellung präsentiert Rekonstruktionen von wenig bekannten Environments und zeigt darüberhinaus Werke aus allen Schaffensphasen des Künstlers
In den 1950er-Jahren gehörte Heinz Mack zu den ersten Künstlern in Deutschland, die auf der Suche nach einer neuen Harmonie zwischen Mensch, Natur und Technik, mit kinetischen Prinzipien in der Kunst arbeiteten. Licht und Bewegung sind für Mack, der zusammen mit dem Künstler Otto Piene 1957 in Düsseldorf die Gruppe ZERO gegründet hat, zentrale Themen.
Elemente der Umwelt wie Licht, Feuer, Luft oder Wasser fanden bis in die 1950er-Jahre den Eingang in die bildende Kunst nur als Repräsentation durch Nachahmung (Mimesis). Mack arbeitete mit diesen Elementen wie mit einem vollwertigen skulpturalen und bildnerischen Material, setzte sie als Ausdrucksmittel für seine Kunstwerke ein. Durch die Einbeziehung dieser Elemente und die Verwendung neuer industrieller Materialien wie Aluminium, Acrylglas oder Fresnel-Linsen revolutionierte und öffnete Mack den Skulpturenbegriff: Er schafft virtuelle Räume, integriert seine transparente und lichtreflektierende Objekte aktiv in den Raum, lässt sie mit diesem Raum auf vielfältige Weise interagieren und bezieht auf diese neue Weise die Betrachter:innen in sein Werk mit ein.
Die Ausstellung greift wenig bekannte thematische Komplexe aus allen Schaffens-phasen des Künstlers auf. Konzipiert als Teil der »Großen Industrieausstellung« in Berlin 1970 und von Heinz Mack selbst als eines seiner Hauptwerke angesehen, wird das »Licht-Environment« in den mehr als 14 Meter hohen Lichthöfen des ZKM als zentrales Werk seiner Einzelpräsentation rekonstruiert. Mit seinen Elementen aus Lichtkinetik und Wasser ist das Environment – das dem Kunstpublikum bislang nicht bekannt ist – ein energetisches Gesamtkunstwerk, das unterschiedliche Elemente miteinander in Einklang bringt. Durch den Einsatz von Wasser, Farbe, Licht in den Lichtketten, Lichtrastern und -nestern, und gleichzeitige programmierte Bewegung der einzelnen Werke innerhalb des Environments entsteht ein multisensorischer, immersiver Eindruck.
Das zweite Signetwerk ist das »Sahara-Projekt«, das seit 1959 einen Fixpunkt in Macks Arbeit bildet und ihn zu einem Pionier der Land-Art in Europa macht. Hier verlässt der Künstler die Rolle des Ingenieurs und sieht sich mehr als Schöpfer, der die Absichten der Natur mit seinen künstlerischen Mitteln fortsetzt. Die Wüste mit ihrer grenzenlosen Weite war für Mack ein idealer Ort, um Licht und Raum in reinster Form in Erscheinung zu bringen. Die Geste des Aufstellens der Kunstobjekte – lichtreflektierender Stelen, Kuben und Fächer, Sandreliefs und Spiegelwänden – in der Sandwüste bringt das Wesen von Macks Werk und auch den Grundgedanken von ZERO, die Sprache der bildenden Kunst neu aufzubauen, auf den Punkt. Beim »Sahara-Projekt« handelt es sich außerdem um eines der ersten medial gedachten Kunstwerke in der europäischen Kunst, da die Stelen und weitere Werke nur für die Dauer der Aufnahmen in der Wüste installiert wurden.
Bei der Ausstellung »Mack im ZKM« geht es nicht nur darum, vergessene Meisterwerke zu rekonstruieren, sondern die Problemstellung von Mack ins 21. Jahrhundert, ins Anthropozän zu transferieren. Denn als einer von wenigen hat er schon immer mit den Elementen Luft, Wasser, Licht, Sand, die heute prekär sind, gearbeitet. Macks Haltung gegenüber Natur und Technik wirft Fragen auf und bietet Lösungsansätze, die angesichts der menschengemachten Klimakatastrophe aktuell durchaus an Relevanz gewinnen.
Quelle: https://zkm.de/de/ausstellung/2023/09/mack-im-zkm
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