Die Ausstellung in der Fondazione Gabriele e Anna Braglia in Lugano konzentriert sich auf Ernst Ludwig Kirchners Werk während seines Aufenthalts in den Schweizer Alpen von 1917 bis 1938 und zeigt vier große Themenbereiche: Hirten, Alpleben, Persönlichkeiten aus der Gebirgswelt des Künstlers und die Alpenlandschaft. Zugleich offenbaren die 67 Werke die technische Experimentierfreude des Künstlers. Neben Ölgemälden sind auch Bleistiftzeichnungen, Aquarelle, Holzschnitte, Lithografien, Radierungen und zwei Skizzenhefte zu sehen, sowie eine Auswahl seiner Fotografien und ein Fotoalbum, in dem der Künstler die Abbildungen all seiner Gemälde archivierte. In ihrer Zusammenschau bieten sie einen ganz neuen Einblick in die Innenwelt eines Künstlers, der verzweifelt Zuflucht in den Bergen suchte, um seine existenziellen Krisen zu überwinden, und dabei eine authentische und eindringliche Ausdrucksweise fand.

Zum ersten Mal präsentiert die Fondazione Gabriele e Anna Braglia das kürzlich erworbene Gemälde "Heimkehrende Ziegenherde". Es entstand 1920, nur drei Jahre nach Ernst Ludwig Kirchners Ankunft im bündnerischen Davos, wohin er am 20. Januar 1917 aus Berlin geflüchtet war, um die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs verlorene Ruhe und emotionale Gelassenheit wiederzuerlangen. Weitere, beeindruckende Werke sind Leihgaben aus dem Kirchner Museum Davos sowie aus dem Ernst Ludwig Kirchner-Nachlass, in Wittracht/Bern.
 

Die Berge haben nicht nur für Ernst Ludwig Kirchner eine wichtige Rolle gespielt, sondern auch für das Ehepaar Braglia, wie die zur Stiftung zählenden Werke von Gabriele Münter, Emil Nolde und Marianne von Werefkin bezeugen. Die große Faszination, die vom Gipfel ausgeht, bezeugen auch eine Auswahl von 20 Fotografien in der privaten Bibliothek. Die Fotos wurden von Gabriele Braglia während seiner zahlreichen Aufenthalte in den Dolomiten und darüber hinaus aufgenommen, darunter befindet sich auch eine besondere Hommage an seine 2015 verstorbene Frau Anna mit Anna und der rote Regenschirm.
 

Anlässlich der Ausstellung ist im Hirmer Verlag, München Publikation mit 200 Seiten und zahlreichen Farbabbildungen initalienischer, deutscher und englischer Sprache herausgekommen. Sie enthält Beiträge von Schweizer und internationalen Wissenschaftlern: Katharina Beisiegel (Autorin und freie Kuratorin), Frances Blythe (Kunsthistorikerin), Carla Burani (Direktorin des Kirchner Museums Davos), Ingeborg Henze Ketterer & Wolfgang Henze (Gründer des Ernst Ludwig Kirchner Archivs in Wichtrach/Bern), Manuela Kahn-Rossi (ehemalige Direktorin des Museo Cantonale d’Arte in Lugano) und Mario-Andreas von Lüttichau (ehemaliger Kurator am Folkwang Museum in Essen).