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Die Galerie Beck & Eggeling freut sich, mit dieser Ausstellung früher Arbeiten von Hal Busse (1926–2018) eine Künstlerin vorzustellen, deren Werk und dessen Bedeutung im Kontext der deutschen Nachkriegskunst eine breitere Aufmerksamkeit innerhalb kunsthistorischer Betrachtung erst seit wenigen Jahren zuteil wird. Der zeitliche Fokus auf die späten 1950er Jahre hebt nicht nur eine sehr produktive und für die künstlerische Entwicklung entscheidende Schaffensperiode Busses hervor. Es ist auch die Zeit, in der Busse im engeren Kontakt mit der ZERO-Gruppe stand und im Jahr 1958 an der legendären „7. Abendausstellung – Das rote Bild“ im Atelier von Mack und Piene in der Gladbacher Straße in Düsseldorf teilnahm.
Busse schickte zwei rote Bilder in die Ausstellung, eines davon ein Nagelrelief, so viel lässt sich belegen. Ob diese Bilder nun in unserer Ausstellung zu sehen sind, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Was die Künstlerin jedoch mit ZERO verband, offenbart sich fast von selbst: Macks dynamische Strukturen, Pienes Raster, Ueckers Nägel – auf formal-ästhetische Fragen fand Busse ganz ähnliche Antworten. Diese Gleichzeitigkeit in der Entwicklung künstlerischer Strategien belegt Busses Anschluss an die damals aktuellen Diskurse. In Stuttgart, wo sie mit ihrem Mann, dem Maler Klaus Bendixen lebte, war sie Teil eines Netzwerkes aus bildenden Künstlern und Intellektuellen anderer Disziplinen, in dem Tendenzen in Kunst, Literatur und Philosophie diskutiert wurden und über den letztlich auch der Kontakt zu ZERO hergestellt wurde. In den 1950er Jahren konnte sie während mehrerer Aufenthalte in Paris die europäische Moderne hautnah studieren. Besonders Fernand Légers Formgebung beeindruckte die junge Künstlerin. So entstehen in den 1950er Jahren Bilder mit Figurengruppen, deren Form sie, zunächst noch stark von Léger beeinflusst, im Laufe der Zeit immer weiter aufzulösen begann. Ihr Interesse verschob sich dabei weg von den Figuren selbst hin zu deren Gruppierungen, weg vom Einzelnen hin zur Masse. In diesem Prozess lösten sich die Figuren schließlich in Punkte, Raster, Striche oder eben Nägel auf. Im Gegensatz zu den ZERO Künstlern, die die Abstraktion eher von einem technisch-...
Busse schickte zwei rote Bilder in die Ausstellung, eines davon ein Nagelrelief, so viel lässt sich belegen. Ob diese Bilder nun in unserer Ausstellung zu sehen sind, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Was die Künstlerin jedoch mit ZERO verband, offenbart sich fast von selbst: Macks dynamische Strukturen, Pienes Raster, Ueckers Nägel – auf formal-ästhetische Fragen fand Busse ganz ähnliche Antworten. Diese Gleichzeitigkeit in der Entwicklung künstlerischer Strategien belegt Busses Anschluss an die damals aktuellen Diskurse. In Stuttgart, wo sie mit ihrem Mann, dem Maler Klaus Bendixen lebte, war sie Teil eines Netzwerkes aus bildenden Künstlern und Intellektuellen anderer Disziplinen, in dem Tendenzen in Kunst, Literatur und Philosophie diskutiert wurden und über den letztlich auch der Kontakt zu ZERO hergestellt wurde. In den 1950er Jahren konnte sie während mehrerer Aufenthalte in Paris die europäische Moderne hautnah studieren. Besonders Fernand Légers Formgebung beeindruckte die junge Künstlerin. So entstehen in den 1950er Jahren Bilder mit Figurengruppen, deren Form sie, zunächst noch stark von Léger beeinflusst, im Laufe der Zeit immer weiter aufzulösen begann. Ihr Interesse verschob sich dabei weg von den Figuren selbst hin zu deren Gruppierungen, weg vom Einzelnen hin zur Masse. In diesem Prozess lösten sich die Figuren schließlich in Punkte, Raster, Striche oder eben Nägel auf. Im Gegensatz zu den ZERO Künstlern, die die Abstraktion eher von einem technisch-formalen Standpunkt aus entwickelten, leitete Busse die Ungegenständlichkeit von der Figur ab und verlor nie ganz den Bezug zur Repräsentation (wenngleich viele Bilder unbetitelt blieben, belegen dies gerade frühe abstrakte Arbeiten mit eindeutigen Titeln wie ‚Badende‘, ‚Arena‘ oder ‚Markusplatz‘). Das gemeinsame Interesse galt aber eindeutig der Reduktion der Figuration zugunsten von Farbe und Struktur und den damit entwickelten neuen Möglichkeiten von Wahrnehmung bestimmter Phänomene.
Im erweiterten Kontext von ZERO wurde das Werk von Busse in Gruppenausstellungen in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren in Galerien und Institutionen präsentiert. Darüber hinaus war sie in diesen Jahren aber auch in zahlreichen anderen wichtigen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in ganz Deutschland zu sehen. Zum einen auch deshalb, weil sie ihr künstlerisches Interesse und ihre Neugier gleichzeitig auch anderen Tendenzen widmete, zum Beispiel der konkret-kronstruktiven, wie einige der ausgestellten Arbeiten auch zeigen. Zum anderen war Hal Busse eine im Kontext der gesamten deutschen Avantgarde auf Augenhöhe wahrgenommene, respektierte und viel gezeigte Künstlerin.
Unter welchen Umständen und Bedingungen eine solche Karriere plötzlich stagniert, schließlich abebbt und in Vergessenheit gerät, dafür kann Hal Busses Biografie als exemplarisch für viele Geschichten von Künstlerinnen ihrer Generation gelesen werden. Soziale und ökonomische Strukturen, die Frauen und vor allem Müttern das verfolgen eigener Karrieren (neben der des Ehemannes) ungleich erschwerten. Ein sich entwickelnder Kunstmarkt, der einen etablierten Personalstil einem breitgefächerten und in ständiger Bewegung befindlichen künstlerischen Output vorzog. Eine insgesamt in hierarchisch-patriarchalen Denkstrukturen organisierter Kunstbetrieb, der vor allem dem Königsweg des Erfolgs huldigte. Die Gründe sind vielfältig. Dass diese Umstände und Voraussetzung für künstlerische Produktion heute in die Betrachtung und Bewertung eines Oeuvres miteinbezogen werden, ermöglicht nicht nur Wiederentdeckungen und damit die Anerkennung künstlerischer Leistung, sie ermöglichen auch ein vollständigeres Bild der eigenen Kunst- und Kulturgeschichte.
Wir bedanken uns beim Archiv Hal Busse und der Galerie Volker Diehl für die freundliche Unterstützung dieser Ausstellung.
BIOGRAFIE
1926–2018
geboren in Jagstfeld/Bad Friedrichshall als Hannelore Busse
1946–53
Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Fritz Steisslinger, Prof. Manfred Henninger, Prof. Karl Hils; Teilnahme an Kursen von Prof. Willi Baumeister
Einzelausstellungen (Auswahl)
1951
„Hal Busse – Pariser Zeichnungen“, Galerie Maurice Ratton, Paris
1953
„Hal Busse – Pariser Zeichnungen“, Junges Theater Stuttgart
1958
„Bilder Hal Busse“, Galerie Gallwitz, Karlsruhe
„Hal Busse – Bilder und Montagen“, Galerie im Hause Behr, Stuttgart
1961
„Hal Busse – Rote Bilder, Lithographien“, Kleine Galerie, Schwenningen
1965
„Hal Busse – Bilder und Zeichnungen“, Kunstverein Heilbronn
1971
„Hal Busse – Zeichnung und Druckgrafik“, Kunsthaus Hamburg
1973
„Hal Busse – Nilreise“, Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart
1988
„Hal Busse – Lithographien, Arbeiten auf Papier“ (mit Katarina Bendixen), Gedokhaus Stuttgart
2006
„Farben, die blühen – Die Malerin Hal Busse“, Städtische Museen Heilbronn
Gruppenausstellungen (Auswahl)
1953
„Junge Deutsche Maler 1953“, Städtisches Museum, Leverkusen
1954
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Frankfurt am Main
„Hal Busse, I. Young und Hamilton“, Labauet Gallery, Milwaukee
1955
„Maler und Bildhauer“, Kunstgebäude am Schlossplatz, Stuttgart
1956
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Düsseldorf
„Deutsche Kunstpreisträger“, Kunsthalle Recklinghausen
1957
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Berlin
„Abstraktes und Konkretes“, Kunsthalle Darmstadt „Peintres allemands contemporains“, Musée de Lyon „Biennale 1957“, Paris
1958
„Biennale 1957“, Montreal
„Das rote Bild“, 7. Abendausstellung in den Ateliers der Gruppe ZERO, Düsseldorf
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Essen
1959
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Wiesbaden
„Stringenz – Neue Deutsche Tendenzen 1959“, Galleria Pagani del Grattacielo, Mailand
„Junger Westen“, Kunsthalle Recklinghausen
„Gruppe 53 und junge Sezession“, Kunsthalle Düsseldorf
„première biennale de Paris, Manifestation Biennale et internationale des Jeunes Artistes“, Musée d’art moderne de la ville de Paris
1960
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, München
1961
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Baden-Baden
„schwarz-weiß 61“, Kestner-Museum, Hannover
„30 junge Deutsche“, Städtisches Museum Schloss Morsbroich, Leverkusen
„Neue Württembergische Gruppe“, Württembergischer Kunstverein Stuttgart
1962
„8. Landeskunstausstellung – Künstlerbund Baden-Württemberg“, Kunsthalle Baden-Baden
„30 junge Deutsche“, Galerie Haus am Wannsee, Berlin
1963
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
„absolute Farbe, avantgarde 63“, Städtisches Museum, Trier
„ZERO“, Gesellschaft zur Aktivierung von Kunst und Wissenschaft, Berlin-Charlottenburg
1964
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Berlin
1966
„Große Kunstausstellung“, Haus der Kunst, München
1968
„Ausstellung der Stipendiaten“, Cité Internationale des arts, Paris
1969
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Hannover
1973
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Berlin
„Objekte im Kunsthaus – Kunsthaus als Objekt“, Kunsthaus Hamburg
1975
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Dortmund
1976
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Mannheim
1978
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Berlin „Grands et Jeunes d’Aujourd’hui“, Salon Comparaisons l’art actuel, Grand Palais des Champs-Elysées, Paris
1980
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Hannover
1983
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Berlin
1986
„Im Material – Objekte und Assemblagen der 60er Jahre“, Württembergischer Kunstverein Stuttgart
1988
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Stuttgart
1990
„Ausstellung Deutscher Künstlerbund“, Berlin
1993
„Heilbronn und die Kunst der 50er Jahre“, Städtische Museen Heilbronn
1996
„Zeichnen“, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg