Emil Cimiotti im Dialog mit Willi Baumeister, Chun Kwang Young, Gotthard Graubner, Gerhard Hoehme und Joan Miró

Emil Cimiotti (1927–2019) zählt zu den zentralen Protagonisten der deutschen Nachkriegsskulptur und ist vor allem durch seine großen organischen Bronzeplastiken im öffentlichen Raum bekannt, wie in Hannover, Braunschweig oder Berlin-Westend.

Aber auch im Kleinen zeigt sich seine Kunst: Aus der Bildsprache des Informel und seinem eigenen Materialverständnis entstehen rhythmische, raumgreifende Strukturen, die sich in unserer aktuellen Ausstellung entdecken lassen.

Cimiotti, 1927 in Göttingen geboren, wuchs in einer einfachen Arbeiterfamilie auf und wurde mit 17 Jahren noch für die letzten Kriegsmonate zum Wehrdienst an die Ostfront eingezogen. Nach Kriegsende absolvierte er eine Steinmetzlehre in Göttingen, danach begann er, zwar völlig mittellos, aber wagemutig, 1949 ein Bildhauerstudium an der Akademie in Stuttgart. Durch seine Neugier und seine experimentellen Arbeiten fiel er Willi Baumeister, zu diesem Zeitpunkt Professor für Malerei, auf, der zu einem Freund und Mentor wurde. Nur kurz studierte Cimiotti auch bei Karl Hartung an der Berliner Kunstakademie – kurz, da Hartung den unangepassten Studenten aus der Klasse verwies. Ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes brachte Cimiotti nach Paris, wo er bei dem russisch-französischen Bildhauer Ossip Zadkine studierte und auch Brâncuși, Le Corbusier und Léger kennenlernte.

Nach seinem Abschluss in Stuttgart galt Cimiotti keineswegs als vielversprechender Nachwuchskünstler – im Gegenteil: seine Werke wurden von der Kritik regelrecht verrissen. Doch der Kunstpreis „junger westen 57“ für Bildhauerei, der damals erste und einzige Preis für avantgardistische Kunst, ermöglichte ihm den Durchbruch: Cimiotti zählte nun zu denKünstlern des Informel,...

Aber auch im Kleinen zeigt sich seine Kunst: Aus der Bildsprache des Informel und seinem eigenen Materialverständnis entstehen rhythmische, raumgreifende Strukturen, die sich in unserer aktuellen Ausstellung entdecken lassen.

Cimiotti, 1927 in Göttingen geboren, wuchs in einer einfachen Arbeiterfamilie auf und wurde mit 17 Jahren noch für die letzten Kriegsmonate zum Wehrdienst an die Ostfront eingezogen. Nach Kriegsende absolvierte er eine Steinmetzlehre in Göttingen, danach begann er, zwar völlig mittellos, aber wagemutig, 1949 ein Bildhauerstudium an der Akademie in Stuttgart. Durch seine Neugier und seine experimentellen Arbeiten fiel er Willi Baumeister, zu diesem Zeitpunkt Professor für Malerei, auf, der zu einem Freund und Mentor wurde. Nur kurz studierte Cimiotti auch bei Karl Hartung an der Berliner Kunstakademie – kurz, da Hartung den unangepassten Studenten aus der Klasse verwies. Ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes brachte Cimiotti nach Paris, wo er bei dem russisch-französischen Bildhauer Ossip Zadkine studierte und auch Brâncuși, Le Corbusier und Léger kennenlernte.

Nach seinem Abschluss in Stuttgart galt Cimiotti keineswegs als vielversprechender Nachwuchskünstler – im Gegenteil: seine Werke wurden von der Kritik regelrecht verrissen. Doch der Kunstpreis „junger westen 57“ für Bildhauerei, der damals erste und einzige Preis für avantgardistische Kunst, ermöglichte ihm den Durchbruch: Cimiotti zählte nun zu den Künstlern des Informel, auch wenn er selbst immer auf Abstand zu dieser Einordnung ging. In den folgenden Jahren vermochte er seinen künstlerischen Ruf durch Ausstellungen auf der Biennale von Venedig (1958 sogar auf Einladung im Italienischen Pavillon und 1960) sowie durch die Teilnahme an den documenta-Ausstellungen in Kassel (1959 und 1964) zu festigen; 1959 erhielt er das begehrte und renommierte Stipendium der Villa Massimo.
1963 ging Cimiotti als Gründungsprofessor an die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, wo er bis 1992 lehrte und maßgeblich zur Etablierung eines modernen Skulpturverständnisses beitrug. Für sein Werk wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen geehrt. Emil Cimiotti lebte in Wolfenbüttel und arbeitete in Hedwigsburg. Er verstarb im Oktober 2019.

Bis ins hohe Alter arbeitete Cimiotti voller Energie und schuf ein erstaunlich eigenständiges Spätwerk. Treu blieb er sich bei der Wahl von Wachs und Bronze und der damit verbundenen Technik: Schon früh hatte er für sich das Wachsausschmelzverfahren entdeckt, das ihm erlaubte, skulpturale Formen unmittelbar und gestisch zu modellieren. Im Gegensatz zur klassischen Modellierweise, bei der Ton oder Gips schichtweise aufgebaut werden, arbeitete er mit heißem Wachs, das er direkt formte, strukturierte, zerschnitt und veränderte. Dieser spontane Prozess, bei dem die direkte Arbeit mit der Hand, die Schwerkraft, aber auch die Eigenschaft des Materials zusammenkamen, wurde zum Kern seiner Formensprache.

Die so entstandenen Bronzeskulpturen sind meist hohl und durchbrochen, sie verweigern sich einer festen Lesbarkeit und wirken wie in der Schwebe befindlich: Zwischenzustände von Werden und Vergehen, oft geprägt von einer organischen Metaphorik – Wucherungen, Verästelungen, Faltungen. Dabei bleibt stets die Materialität präsent, ist sichtbar in den Oberflächen, den Unregelmäßigkeiten, den Spuren des Arbeitsprozesses. In diesem Sinne folgt Cimiotti einer poetischen Materialikonografie, in der Form und Entstehung untrennbar miteinander verbunden sind.

Cimiottis Werk lässt sich zwischen zwei Polen verorten: dem gestischen Impuls des Informel und einer skulpturalen Raumerweiterung, wie sie etwa durch Eduardo Chillida oder später auch Richard Serra geprägt wurde, jedoch ohne deren monumentalen Anspruch. Vielmehr kultiviert Cimiotti das Fragile, das Prozesshafte, das „Noch-nicht-Fertige“ als ästhetisches Prinzip.

In unserer Ausstellung treten die Bronzeplastiken Cimiottis in einen spannungsreichen Dialog mit Highlights verschiedener künstlerischer Positionen: darunter eine überraschende Komposition auf Dachpappe von Joan Miró von 1935, ein Werk aus der ‚Montaru‘-Serie des bereits erwähnten Willi Baumeister, eine zarte Informel-Malerei von Gerhard Hoehme, einem Monoprint von Gotthard Graubner und Reliefarbeiten des koreanischen Künstlers Kwang Young Chun.

BECK & EGGELING INTERNATIONAL FIANE ART · DÜSSELDORF · VIENNA — INFO@BECK-EGGELING.DE · WWW.BECK-EGGELING.DE

BILKER STR. 5 & 4 – 6 · D - 40213 DÜSSELDORF · T +49 211 4915890 — MARGARETENSTRASSE 5 /19 · A -1040 WIEN · T +43 1 581 1956