Chris Reinecke: mappa mundi

Chris Reinecke: mappa mundi

Beck & Eggeling freut sich, mit mappa mundi die dritte Einzelausstellung von Chris Reinecke in der Galerie zu präsentieren.

Sich selbst mit der Welt in Bezug bringen – Chris Reinecke ist es mit diesem Anliegen Ernst und sie meint damit stets sich selbst, als auch den Betrachter. Seit sie in den späten 1960er Jahren mit Arbeiten wie 'Klima-Tisch' oder den 'Umgebungskleidern' das Publikum zu direkter Teilhabe am Werk und zum Erfahren ihrer Umwelt animierte, beobachtet und beschreibt sie unsere Welt. Nicht nur die physisch erfahrbare – die Räume, die Chris Reinecke durchmisst, sind auch die gesellschaftlichen, politischen, geistigen Räume. Auch wenn sie ihr Schaffen schon längst nicht mehr mit einem partizipatorischen Ansatz vorantreibt, ihre Arbeiten fordern noch immer heraus und bewegen.

Seit den späten 1990er Jahren bestimmen großformatige, mehrteilige, oft auch mehrschichtige, Papierarbeiten das Werk der Künstlerin und seither bringt sie immer wieder den Begriff 'mappa mundi' mit diesen Arbeiten in Zusammenhang. Die 'mappae mundi' waren mittelalterliche Weltkarten, deren Besonderheit, wie man vermuten kann, weniger in der Genauigkeit ihrer geografischen Beschreibung der Welt liegt, als vielmehr darin, dass sich in ihnen das biblische, antike, historische und naturwissenschaftliche Wissen des Autors vereint. Sie geben ein Bild der Welt, das weniger ein Abbild ist als eine Interpretation.

Ähnlich wie die Kartografen des Mittelalters arbeitet auch Chris Reinecke in ihren 'mappae mundi' mehr als Interpretatorin. Ihre Quellen sind ebenso vielfältig: Kunst und Literatur, Geschichte– auch die G...

Sich selbst mit der Welt in Bezug bringen – Chris Reinecke ist es mit diesem Anliegen Ernst und sie meint damit stets sich selbst, als auch den Betrachter. Seit sie in den späten 1960er Jahren mit Arbeiten wie 'Klima-Tisch' oder den 'Umgebungskleidern' das Publikum zu direkter Teilhabe am Werk und zum Erfahren ihrer Umwelt animierte, beobachtet und beschreibt sie unsere Welt. Nicht nur die physisch erfahrbare – die Räume, die Chris Reinecke durchmisst, sind auch die gesellschaftlichen, politischen, geistigen Räume. Auch wenn sie ihr Schaffen schon längst nicht mehr mit einem partizipatorischen Ansatz vorantreibt, ihre Arbeiten fordern noch immer heraus und bewegen.

Seit den späten 1990er Jahren bestimmen großformatige, mehrteilige, oft auch mehrschichtige, Papierarbeiten das Werk der Künstlerin und seither bringt sie immer wieder den Begriff 'mappa mundi' mit diesen Arbeiten in Zusammenhang. Die 'mappae mundi' waren mittelalterliche Weltkarten, deren Besonderheit, wie man vermuten kann, weniger in der Genauigkeit ihrer geografischen Beschreibung der Welt liegt, als vielmehr darin, dass sich in ihnen das biblische, antike, historische und naturwissenschaftliche Wissen des Autors vereint. Sie geben ein Bild der Welt, das weniger ein Abbild ist als eine Interpretation.

Ähnlich wie die Kartografen des Mittelalters arbeitet auch Chris Reinecke in ihren 'mappae mundi' mehr als Interpretatorin. Ihre Quellen sind ebenso vielfältig: Kunst und Literatur, Geschichte – auch die Geistes- und Kulturgeschichte, Naturwissenschaften. Immer wieder be- und hinterfragt sie auch ihr eigenes Werk. Zeit und physischer Raum werden dehnbare Begriffe in ihrem Werk, überlagern sich häufig innerhalb der gesetzten thematischen Rahmen. Ihre Werke bleiben offen, für sie und den künstlerischen Prozess, wie für den Betrachter. Chris Reinecke gibt keine Antworten. Sie behauptet auch nichts. Sie zeigt die Welt in ihren Unschärfen und Widersprüchen. Wir müssen uns dazu verhalten, uns in Bezug mit dieser Welt bringen, um uns ihrem Werk zu nähern.

Chris Reinecke war immer eine hochpolitische Künstlerin und ist es noch. Viele Arbeiten der Ausstellung belegen dies. Und doch: in den jüngsten Arbeiten aus diesem Jahr scheint sie sich einer gewissen Innerlichkeit zu verschreiben. Sie beschäftigt sich mit theoretischer Mathematik, Grammatik und gerät darüber ins Nachdenken über ganz malerische Probleme wie Fläche, Farbe und Form. All das in einer leuchtenden Aquarellmalerei, sehr konzentriert, aber mit einer Frische und Leichtigkeit, dass man ihr anmerkt, wie wohl Chris Reinecke sich in dieser, fast transzendenten, Malerei momentan fühlt. Ein kleines Aquarell, das während einer Reise durch die Bretagne im Jahr 1960 entstand, zeigt, dass sie dabei ganz bei sich angekommen ist.

Chris Reinecke (geboren 1936) lebt und arbeitet in Düsseldorf. In den letzten Jahren war sie mit ihren Arbeiten in zahlreichen Gruppenausstellungen u.a. im Ludwig Forum Aachen (2018), dem LENTOS Kunstmuseum Linz (2018), dem Hamburger Kunstverein und dem Kunstverein Harburger Bahnhof in Hamburg (beide 2019) vertreten. Aktuell zeigt die Villa Schöningen in Potsdam Werke aus den1960er Jahren in einer Gruppenausstellung. In Marseilles zeigt der Espace Mourlot die erste Einzelausstellung von Chris Reinecke in Frankreich.

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